Weihnachten… das Fest der Liebe, Ruhe und Besinnlichkeit. An diesen Tagen kommen Familien zusammen und feiern oder Menschen sind für sich. Weihnachten… das Fest der Fett- und Alkoholsucht.

Sind der heilige Abend und erste Weihnachtsfeiertag überstanden, Kinder und Enkel auf dem Weg in ihr zu Hause, so erfreuen sich viele Menschen der Ruhe und Gemeinsamkeit am zweiten Feiertag. Für sich sein. Ruhe. Zweisamkeit. Oder auch einmal pure Einsamkeit.

Ähnlich sahen auch meine Pläne für den zweiten Feiertag aus. Ich stampfte zur Mittagszeit aus dem Bett, links und rechts die aufgenommenen Gänsekeulen in meinen Hüften spürend und fiel so gleich über die restliche Pastete in der Küche vom vorherigen Abend her. Frühstück war hergerichtet. Satt gegessen, als ob es gestern nichts gab. Die gesicherte Flasche Sekt aus den Kühlschrank geborgen und mit Glas auf die Couch vor den Fernseher gesetzt. Zufrieden. So dachte ich…

n-tv eröffnete den Fernsehnachmittag- und abend. Schon blickte ich in die bluttropfenden, fletschenden Zähne eines Hyänenrudels, welche gerade in der afrikanischen Steppe eine Giraffe wie kleine Fleischermeister zerteilten. Erinnerte mich an einen guten Freund zum 4. Advent, als er seinen Kiefer in die fettige Gänsebrust hinein rammte und das Fett in alle Richtungen flog. Igitt. Umschalten per Sprachbefehl: N24. Denn irgendwo in diesem Fernseher werden doch etwas „Weihnachtsnachrichten aus aller Welt“ gespielt. Der Nachrichtensender begrüsste mich sogleich mit Granaten und eine auf mich gerichtete Bazooka: „Alarm auf der Welt. Die modernen Abwehrstrategien des Secret Service.“ Manuelles Umschalten per Fernbedienung. „Zapp“. Jetzt reicht es.

ProSieben liefen die fantastischen Vier und retteten gerade die Welt vor einem intergalaktischen Weltenfresser. Kabel eins zeigte eine ganze Reihe von Zombie- und Westernfilmen. Auf ARD und ZDF liefen alte Märchen gefolgt von „das Traumhotel“ und Rosamunde Pilcher-Verschnitte. RTL und Sat 1 holten Pixars und Disneys eher zweitklassige Animationsfilme aus den staubigen Archiven. Auf den Paysendern ging die Welt im halbstündlichen Takt unter… O.K. ich hatte es verstanden und griff auf eine Serien-Aufnahme zurück.

Galt es den Abend zu planen: Zuerst die Privatsender: Weltuntergang auf ProSieben und Sat1; KungFu Panda 2: fetter Panda gegen Federhuhn auf RTL – das klingt wie eine Geschichte sponsored by WeightWatchers zur Nachweihnachtszeit. Sonstige Sender zeigten Dokumentarfilme, Zombies und Weltuntergänge. Blieben nur noch ARD der Tatort und ZDF das Traumschiff.

Ich hatte mich für Zweisamkeit entschieden. Somit begann die Wahl zwischen ARD und ZDF zu einem Politikum zu werden. Der häusliche Thriller auf der Couch. Argumente flogen. Sekt wurde getrunken. Argumente wurden unsachlicher. Dann das Totschlagargument: „Wenn Du mich liebst… O.K. wir schauen das Traumschiff!“

Immerhin Das Traumschiff auf ZDF suggerierte eine friedliche Welt auf Schiff und in Kuala Lumpur mit einem Quäntchen Aufregung, ohne das Omi vor dem Fernseher beim beschwippsten Glas Sektchen auch nur ein Gefühl von Herzinfarkt erlitt. Das Traumschiff brachte Ruhe, Frieden, Zweisamkeit. Alles gut.

Als Christoph M. Ort und Esther Schweins in der schönsten 6-Sterne-plus Suite ausgeleuchtet anfingen auf dem Bett zu wippen, hätte ich mir doch die Zombiearmee gewünscht, welche plötzlich aus dem Meer steigend die Küste und das Hotel überfallen.